Mit großem Respekt und auch Freude habe ich, Bürgermeister Josef Schäfer, und der Gemeinderat von Geroldshausen/Moos in unserer Sitzung vom 02.12.2015 zur Kenntnis genommen, dass der Investor seinen Bauantrag zum Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für 100 Flüchtlinge zurückgezogen hat. Als Gründe für seinen Rückzug nannte er die weitgehend sachliche Diskussion in der Informationsveranstaltung und die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die er dankbar angenommen hat. Damit haben wir nicht gerechnet und waren überrascht, dass sich gerade der Investor auf die Argumente der Bevölkerung einlässt. Der Gemeinderat hatte sich eigentlich von anderer Seite Unterstützung erhofft.

Der Investor will dort nun eine Dezentrale Unterkunft für 18 Flüchtlingen einrichten. Dem steht der Gemeinderat positiv gegenüber.

Die Regierung von Unterfranken plante auf Grund einer Anfrage eines Investors in der Dorfmitte von Geroldshausen eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 100 Flüchtlingen. Am 01.12.2015 wurden die Bürgerinnen und Bürger darüber informiert:

Die Regierung zahlt für die angemietete Fläche. Jedoch lässt sich damit nicht die Investition finanzieren. Deshalb muss eine Nachnutzung sichergestellt werden: der Investor plant, behinderten- und seniorengerechte Wohnungen zu bauen. Dann würden ca. 75 bis 100 Flüchtlinge, die darauf warten, dass ihr Asyl-Antrag genehmigt wird, in Geroldshausen unterkommen. Während dieser Zeit dürfen sie nicht arbeiten. Die Flüchtlinge, die zurzeit in Geroldshausen unterkommen würden, wären vor allem Syrer und Afghanen. Sie haben selbstverständlich ein Recht auf ärztliche Versorgung und die Kinder der Asyl-Bewerber haben einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz und den Schulbesuch. Es wird versucht, möglichst Familien in Geroldshausen unterzubringen. Der Einzug ist für Herbst 2016 geplant. Laut der Regierung werden der Gemeinschaftsunterkunft 1,3 Verwalter-Stellen als Personal zugewiesen.

Die Bevölkerung, der Gemeinderat und der Bürgermeister von Geroldshausen sind der Überzeugung, dass unser Dorf mit 900 Einwohnern eine Flüchtlingsunterkunft mit 100 Plätzen nicht verkraften kann. Mit einer Größenordnung von max. 30 Flüchtlingen kann die Gemeinde dagegen gut leben.

Auch wenn sich ein Helferkreis, der laut der Regierung eine Voraussetzung für die Unterbringung der Flüchtlinge ist, etabliert, wird das ehrenamtliche Engagement auf eine Dauer von 10 Jahren nicht vorhanden sein. Schon heute haben die örtlichen Vereine (Sportverein, Feuerwehrverein, Obst- und Gartenbauverein, ...) Schwierigkeiten, ehrenamtliche Mitglieder zu motivieren. So gibt es immer weniger ehrenamtliche Aktivitäten im Dorf. Das Engagement wird auch beim Helferkreis nach einer Anfangseuphorie erheblich weniger werden.

Geroldshausen hat zwar einen Lebensmittelladen, einen Arzt und einen Kindergarten mit Krippe, aber diese Infrastruktur ist im vorhandenen Umfang nicht für die Versorgung für so eine große Anzahl weiterer Menschen ausgelegt. Die Infrastruktur müsste zeitnah ausgebaut werden. So ist müsste z. B. im kommunalen Kindergarten eine weitere Stelle für eine Erzieherin geschaffen werden. Auch hat Geroldshausen einen Bahnhof, aber die Flüchtlinge werden sich die regelmäßen Fahrten nach Würzburg nicht leisten können. Die Regierung von Unterfranken hat kein Konzept vorgelegt oder auch nur ansatzweise erklärt, wie diese Aufgaben zu bewerkstelligen sind.

Die Gemeinschaftsunterkunft soll für Flüchtlinge in der Anerkennungsphase genutzt werden. So werden sie nach ca. 6 Monaten (Durchschnittliche Dauer des Asylverfahrens) entweder, wenn sie an erkannt werden, sich eine Wohnung suchen oder, wenn sie nicht anerkannt werden, abgeschoben. Der Bevölkerung von Geroldshausen ist sich bewusst, dass eine Integration der Flüchtlinge nicht möglich und auch nicht gewollt ist. Diese Tatsache kann bei einer geringeren Anzahl von Flüchtlingen besser im Dorfleben verkraftet werden.

Die Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten und warten auf den Abschluss ihres Asylverfahrens; sie sind zum Teil traumatisiert. Sie benötigen professionelle Unterstützung und die Möglichkeit, sich sinnvoll zu beschäftigen. Es müssten Sozialarbeiter und ggf. Therapeuten eingestellt werden, die in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Flüchtlinge unterstützen. Auch hierzu hat die Regierung von Unterfranken kein Konzept vorgelegt.

Der Investor will mit der Gemeinschaftsunterkunft Geld verdienen, was auch legitim ist. Die Regierung von Unterfranken sucht händeringend nach Unterkünften und ist froh darüber, wenn sie 100 Flüchtlinge unterbringen kann. Die Lasten hat aber die Bevölkerung von Geroldshausen/Moos zu tragen und wird von keiner Seite unterstützt.

Die Regierung von Unterfranken fragt nach dem Stimmungsbild in der Bevölkerung von Geroldshausen/Moos. Aber obwohl die Stimmung bei der Informationsveranstaltung am 01.12.2015 eindeutig für Flüchtlinge aber gegen die hohe Anzahl war, hält die Regierung dennoch an der Gemeinschaftsunterkunft mit bis zu 100 Flüchtlingen fest.

Die Gemeinde Geroldshausen ist bereit, max 30 Flüchtlinge aufzunehmen. Würden die Flüchtlinge im Landkreis Würzburg gerecht verteilt, hätte Geroldshausen für eine Unterkunft für nur 8 Flüchtlinge zu sorgen.

Der Gemeinderat von Geroldshausen entscheidet am 02.12.2015 über den Bauantrag des Investors (hier: Tagesordnung).

Presse:

Investor für die Unterkunft zieht sich zurück, BR vom 03.12.2015

Dampft der Investor seine GU-Pläne ein?, Mainpost vom 03.12.2015

100 Flüchtlinge in ein 900-Seelen-Dorf? Mainpost vom 29.11.2015